Gut vorbereitet sein

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In diesen Tagen sieht man sie immer wieder vorbeihuschen: Eichhörnchen sind emsig dabei, sich auf den anstehenden Winter vorzubereiten und Vorräte anzulegen. Andere Tiere wie Haselmäuse oder Igel bereiten sich währenddessen auf den Winterschlaf vor und fressen sich noch Winterspeck an.

Auch im Garten bin ich dabei, alles winterfest zu machen. Laub wird gerecht, empfindliche Pflanzen werden sorgfältig eingewickelt oder an einen sicheren Ort gebracht. Der (Hobby-)Gärtner übernimmt die Verantwortung, seine Schützlinge unbeschadet durch Frost, Schnee und eisigen Wind zu bringen.

Sich gut vorzubereiten, kann hier überlebensnotwendig sein. Laut Duden bedeutet „vorbereitet sein“ zum einen, für etwas gerüstet sein, und zum anderen, sich innerlich auf etwas Kommendes einzustellen.

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Hierzulande hat sich die Bevölkerung gut an die Witterungsbedingungen angepasst. In manchen Großstädten ist von einem harten Winter kaum etwas zu spüren. Doch es gibt auch andere „Jahreszeiten“, die unser Leben beeinflussen. Jeder von uns erlebt Phasen der Energie und des Aufblühens, der fruchtbaren Arbeit, voller Licht und Lebensfreude. Gefolgt von Phasen des Loslassens, des Runterfahrens, des inneren und äußeren Rückzuges. Auch über unser Leben brausen immer wieder winterliche Stürme hinweg und hinterlassen Frost und Schnee, die uns bedecken und ausbremsen.

Was brauchen wir, um solche herausfordernden Zeiten gut zu überstehen? Welche Vorräte können wir uns anlegen, von denen wir in diesen Zeiten zehren? Mit welcher Nahrung versorgen wir unser Inneres, damit es den Mangel an Licht und Wärme übersteht?

Wo möchte Gott als Gärtner einen warmen Schutz um uns legen? Denn wir sind seine „Schützlinge“, für deren Wohlergehen an Körper, Seele und Geist letztlich er die Verantwortung trägt.

Das Vorbereiten, Sammeln und Anfuttern ist immer auch ein Zeichen von Hoffnung. Als Geschöpfe tragen wir tief in uns die Gewissheit, dass selbst auf den kältesten Winter ein Frühling folgen wird. Dass es sich lohnt, bis zum „Danach“ durchzuhalten. Es ist eine begründete Hoffnung: Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. (1. Mose 8,22)

Auch der Winter hat seinen Wert, denn er ermöglicht eine Ruhepause und ein Kräftesammeln im Verborgenen. Im Winter findet die Vorbereitung für den Frühling mit seinem Spektakel aus Farben, Licht und Leben statt.

Als Bildungseinrichtung ist es uns ebenfalls ein Anliegen, unsere Studierenden und Seminarteilnehmenden vorzubereiten, sie für ihre ganz individuellen Aufgaben, Verantwortungsbereiche und Wirkungsfelder auszurüsten. Wir sehen das als wichtigen Teil unserer Aufgabe und müssen deswegen auch selber gut vorbereitet sein – welche gesellschaftlichen und geistlichen Entwicklungen nehmen wir wahr? Wie können wir diese Themen und Fragestellungen in unsere Bildungsangebote integrieren und so zur rechten Zeit auf den Bedarf vorbereitet sein? Wie es in Sprüche 31,21 heißt: Sie fürchtet für die Ihren nicht den Schnee; denn ihr ganzes Haus hat wollene Kleider.

Die Welt ist beständig im Wandel – der Wechsel der Jahreszeiten kann uns als Erinnerungshilfe dienen, sich dessen immer wieder bewusst zu werden und entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Und in all dem gilt: Der Schöpfer selbst bleibt unveränderlich treu und sorgt für uns.

(Fotos: unsplash.com)

Melissa Sailer
(M.A. in Theologie, Freie Theologische Hochschule Gießen). Nach einem einjährigen Missionseinsatz in Malawi, Ostafrika, folgte ein fünfjähriges Theologiestudium in Gießen. In dieser Zeit sammelte sie auch E ...
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02.11.2020