Ein Bethaus für die Völker

Ein Bethaus für die Völker

Es ist Mittwochabend. Wir sind im Flüchtlingsheim und laden zu einem internationalen Abend ins Café unserer Gemeinde ein. Viele Flüchtlinge kommen mit. Zwei junge Männer aus Westafrika haben gekocht. Es riecht lecker nach exotischen Speisen. Alle sind fröhlich und gespannt auf den Abend. Unser Ziel ist es, die Gäste zu einem internationalen Glaubensgrundkurs, der in den folgenden Wochen starten soll, einzuladen. Wir essen gemeinsam und versuchen uns zu verständigen. Dann folgt die Vorstellung des Kurses. Die Gäste sind interessiert.

Am folgenden Mittwoch sind viele wieder da. Sie wollen den Glaubenskurs mitmachen. Nach der ersten Lektion kommt es zu angeregten Diskussionen. Es wird Deutsch und Englisch und Französisch gesprochen. Andere versuchen, was sie verstanden haben, ins Arabische, Somalische oder in eine afghanische Sprache zu übersetzen. Es ist laut und man kann sich kaum konzentrieren. Doch mein Herz ist voll Freude. Ich denke an den Bibelvers: „Mein Haus soll ein Haus des Gebetes für die Völker sein“ (Mk 11,17). Diesen Satz sagte Jesus, als er die Händler vom Tempelvorhof vertrieb. Damals hatte man den für die Völker reservierten Vorhof des Tempels für gute Geschäfte und Kommerz missbraucht. Auch trug man aus Bequemlichkeit Waren einfach durch den Tempel. Man hatte die eigentliche Absicht Gottes mit dem Tempel missachtet und eine religiöse Komfortzone daraus gemacht.

Daran muss ich denken, wenn ich an diesen ersten Abend mit unseren internationalen Gästen zurückdenke. Ja, es war anstrengend, und manches Mal auch unbequem, aber Gott möchte, dass unsere Gemeinden Bethäuser für Völker werden, Gemeindehäuser, in denen sich Afrikaner, Syrer, Afghanen und andere wohlfühlen und beginnen, Gott anzubeten.

Elmar Spohn
Elmar Spohn

Elmar Spohn

(D.Th., University of South Africa) war acht Jahre Missionar in Tansania und ist seit 2013 Dozent für interkulturelle Studien bei CIU Korntal.

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01.03.2018