Der Schirm des Höchsten

Der Schirm des Höchsten

„Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt…“ (Psalm 91,1)

Eine Frage zur Frühlingswetterlage: Wie viele Schirme hast Du zuhause? Und wie viele davon sind noch intakt? Bei jedem Umzug werfe ich mindestens einen Schirm weg, weil er kaputt ist. Doch wer einen funktionierenden Schirm zur Hand hat, wenn man einen braucht, ist klar im Vorteil.

Wie beschirmen wir uns? Eine Frage, nicht nur relevant für die Frühlingsschauer, sondern auch für stürmische Lebenszeiten. Nirgends gibt es einen Ort auf dieser Erde, an dem wir wirklich sicher sind. Und dennoch versuchen wir uns ein Leben einzurichten, in dem Absicherungen und Versicherungen keine untergeordnete Rolle spielen.Doch die Frage bleibt: Was gibt uns Sicherheit im Leben? Ist ein letztendlicher Schutz vor Gefahr überhaupt möglich?

Und wie ist es bei Gott? Müsste er nicht einen Ort der Sicherheit bieten? Müsste er nicht mich, wenn ich an ihn glaube, vor Leid bewahren? Kann Gott nicht Sicherheit garantieren? - Tatsächlich gibt es viele Berichte in der Bibel, die vom wundersamen Eingreifen Gottes erzählen, von Schutz in der Gefahr und Rettung aus ausweglosen Situationen - und es gibt sie auch heute in unserer Zeit. Aber: es gibt auch andere Geschichten. Kein Wunder, keine Bewahrung. Auch Christen erliegen Krankheiten, erleiden Unfälle, kommen brutal ums Leben. Wie ist es dann mit dem Schutz Gottes? Ist dieser Schutz zuverlässig? Oder hat Gottes Schirm ein paar Löcher? Ist Gottes Schirm zu durchlässig? Bin ich sicher unter seinem Schirm?

Das Entscheidende ist die Fortsetzung dessen, was der Psalmist in Kapitel 91 Vers 2 sagt: „… der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“  Es ist nicht primär die Rede von Schutz oder von Bewahrung, es ist die Rede von einem Bekenntnis! Unter dem Schirm des Höchsten und unter dem Schatten des Allmächtigen ist nicht primär Sicherheit, sondern Geborgenheit. Und das sind zwei unterschiedliche Dinge. Sicherheit ist die Gewissheit: Mir passiert nichts. Geborgenheit dagegen ist die Gewissheit: Was mir auch immer passieren mag, ich bin von Gott gehalten und getragen. Geborgenheit ist die Gewissheit: Es gibt nichts, das mich von der Liebe Gottes trennen kann. So wie der Apostel Paulus in Römer 8,35 fragt: „Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?“ Und dann die Antwort in Vers 38 selbst gibt: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ Das ist Geborgenheit! Was auch immer passiert, nichts kann mich trennen von Gott und seiner ewigen Liebe! Gott ist da und hält mich! Damit ist Geborgenheit viel mehr als Sicherheit. Denn die Sicherheit stirbt, wenn das Unglück kommt. Die Geborgenheit aber bleibt!

Trotzdem müssen wir festhalten, dass auch Christen nicht grundsätzlich vor Unglück, vor Krankheit, vor frühzeitigem Tod verschont bleiben. Aber Gott hält uns im Unglück. Er trägt uns in der Krankheit. Und er erweckt uns zum ewigen Leben, wenn der Tod nach uns greift. Der Psalmbeter weiß sich geborgen und das unabhängig von den äußeren Umständen.

Die Frage ist aber: Wie komme ich zu dieser Geborgenheit? Wo ist dieser Schirm des Höchsten, unter dem ich diese Geborgenheit finden kann? Diese Geborgenheit, die auch im Erleben von Unglück und Leid Halt gibt, ist ohne Gott nicht zu haben und zu bekommen. Sie ist gebunden an Gott selbst und seinen Sohn Jesus Christus. Jesus ist das Rettungsangebot, oder besser: Jesus ist der Rettungsschirm. Wer Jesus sein Leben anvertraut, bei dem übernimmt Jesus, der Herr, die Schirmherrschaft. Das heißt: Er wacht dann über meinem Leben. Nicht wer zuschaut und denkt: „So einen Schutzschirm möchte ich auch gerne haben“, erfährt die Geborgenheit, sondern wer ihn hat, wer darunter steht.

Das Bild vom Schatten des Allmächtigen macht das deutlich: Den Schatten des Allmächtigen gibt es nur dort, wo der Allmächtige selbst ist. Der Schatten einer Person kann nicht von der Person getrennt werden. Mein Schatten kann nicht in Stuttgart sein, wenn ich in München spazieren gehe. Mein Schatten ist da, wo ich bin. So ist es auch mit dem Schatten des Allmächtigen: Er ist gebunden an die Person des Allmächtigen, an Gott. Das heißt: Diese wunderbare Geborgenheit, dieser Schutz, ist nur in Gott selbst durch Jesus Christus zu haben.

In Jesaja 53 wird dieser Schutz, dieser Rettungsschirm, als Person beschrieben. Dort heißt es in Vers 5: „Die Strafe liegt auf IHM, auf dass wir Frieden hätten.“ Diesen Frieden suchte auch der Schwerverbrecher, der mit Jesus am Kreuz auf Golgatha hingerichtet wurde. Mit seinem letzten Atemzug flehte er (Lukas 23,42-43): „Jesus, gedenke an mich, wenn Du in Dein Reich kommst. Und Jesus antwortete ihm und sprach: Wahrlich, ich sage Dir: Heute wirst Du mit mir im Paradies sein.“

Schützend hält Gott seinen Schirm über alle, die mit ihm leben. An dieser Tatsache ist nichts zu rütteln. Unter diesen Schirm kann ich immer wieder zurückkehren, wenn mich Schuld von Gott trennt, wenn ich stolpere und falle im Glaubensleben. Dann darf ich mich zu ihm hinwenden. Er ist mein Schirm. Wer sein Leben Jesus anvertraut, steht unter Gottes Schutz, unter seiner Schirmherrschaft. Gott gibt uns durch seinen Sohn Jesus und durch seine Sendung des Heiligen Geistes himmlischen Begleitschutz. Dieser ist wirkungsvoller als alle Versicherungen, die wir abschließen, und alle Absicherungen, die wir vornehmen können, weil die Laufzeit dieses Schutzes mit dem Tod nicht endet, sondern weiter läuft bis in alle Ewigkeit. Das bedeutet: Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt, steht, lebt und glaubt, den lässt Gott nicht im Regen stehen. Darauf kann ich mich verlassen!

Bernd Weber

06.05.2016