Das Wesentliche erkennen... und tun!

Das Wesentliche erkennen... und tun!

Hier sitze ich und arbeite am AWM-Rahmenplan für 2018-19 – eine ganz wesentliche Vorarbeit für die Kursplanung. Wesentlich nicht nur für uns intern, sondern viel mehr für all die Menschen, die zu Seminaren oder Kursen zu uns kommen werden.

Neben mir sitzt meine Schwägerin und schaut zu. Etwas anderes kann sie nicht mehr tun. Auf Grund einer Nervenkrankheit bilden sich alle Muskeln zurück. Sie kann sich nicht mehr bewegen, selbständig atmen, sprechen, schlucken. Es gibt keine Therapie gegen diese Krankheit, keine Heilung. Nur ein langsames Sterben. Und ich spüre den Sog des Todes – auch wenn sich das theatralisch anhören mag – der allen und allem in ihrem Umfeld die (Lebens-)Kraft spürbar zu entziehen scheint. Auch mir, die ich nur eine Woche zu Besuch da bin.

Das Wesentliche im Leben meiner Schwägerin? Den Blick auf Jesus richten – stur und ständig. Und gleichzeitig: um den nächsten Atem ringen.

Das Wesentliche in meinem Leben? Persönlich und dienstlich? Meine Prioritäten werden in der Begegnung mit diesem langsamen, umkämpften Sterben (wieder einmal) hinterfragt.

Hebt das, was für sie jetzt das „Wesentliche“ ist, das auf, was in meinem Umfeld das „Wesentliche“ ist? Wird es deshalb unwichtig, unwesentlich?

Es zeigt sicherlich den großen Bogen auf von Leben und Tod, Sterben und Auferstehung. Wir tun gut daran, das in unserem Alltag nicht aus dem Blick zu verlieren. Und gleichzeitig ist es unsere Gabe und Aufgabe, in der jeweiligen Lebenssituation mit den jeweiligen Begrenzungen und Chancen immer wieder neu zu entdecken, was das Wesentliche ist – und es dann auch zu tun.

Auf der einen Seite ist es unmöglich, ständig die Prioritäten zu hinterfragen. Eine gewisse Regelmäßigkeit für solche grundlegenden Weichenstellungen ist aber mehr als hilfreich. Es ist zwingend nötig, um unseren jeweiligen Auftrag im jeweiligen Kontext mit den jeweiligen Chancen, Ressourcen und Grenzen relevant zu erfüllen.

Es gibt für uns persönlich und für eine Organisation wie die AWM immer tausend Optionen und mindestens genau so viele Meinungen darüber, was das Wesentliche ist. Es gibt viele Unwägbarkeiten und genau so viele Chancen. Wenn hier dann Überzeugungen unter der guten Geistesleitung unseres großen Gottes wachsen, dann kommt ein Stück Klarheit in Leben und Alltag. Es wird nicht nur klar, WAS das Wesentliche in der jetzigen Phase mit den jetzigen Rahmenbedingungen ist, sondern vor allem auch, was NICHT dazu gehört.

Also bewusst das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden. Persönlich, beruflich, dienstlich. Und wach dafür zu bleiben, dass sich das aus tausend verschiedenen Gründen ändern kann, ganz schnell oder auch schleichend. Wie gut, dass wir Gott um Weisheit bitten dürfen!

01.12.2017