Schutz, Beratung und Integrationshilfe für Frauen: Anette Bauscher erhält den Ludwig-Krapf-Preis 2022

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Am Donnerstag, den 24. November 2022, fand die Verleihung des Ludwig-Krapf-Preises vor geladenen Gästen und Studierenden an der AWM Korntal statt.

In seiner Ansprache begrüßte Frank Bossert, Vorsitzender des Fördervereins der AWM, auch Nachfahren von Ludwig Krapf, die zur Feier an die AWM gekommen waren. Tobias Menges, Dekan des akademischen Zweigs der AWM (CIU Korntal), beleuchtete kurz die Lebensgeschichte Krapfs, seinen unkonventionellen Lebensweg und Pioniergeist. Vor allem diese Bereitschaft, für aktiv gelebte Nächstenliebe Schwierigkeiten in Kauf zu nehmen, wurde als Parallele zum Leben der Preisträgerin, Anette Bauscher, erkennbar. Im anschließenden Interview mit Tobias Menges, Dekan der AWM Korntal, beschrieb Bauscher, dass sie für einen längeren Zeitraum den persönlichen Bezug zum christlichen Glauben verloren hatte. Nach 13 Jahren im elterlichen Industriebetrieb und 10 Jahren in der Öffentlichkeitsarbeit bei ERF Medien habe die Kauffrau und Fundraiserin das bewusste Anliegen vor Gott gehabt, sich dort einzusetzen, wo die soziale Not groß sei. Im Anschluss an einen mehrjährigen Einsatz für Diospi Suyana (als Leiterin Kommunikation & Fundraising in Deutschland), einem Krankenhaus in den peruanischen Anden, habe Gott ihr Augenmerk auf muslimische Frauen in Deutschland gerichtet. Sie belegte 2013 am Europäischen Institut für Migration, Integration und Islamthemen (EIMI) in Korntal den Ausbildungskurs zur Integrationsbegleiterin. Mit diesem interkulturellen Vorwissen und mit persönlichem, finanziellem Einsatz gründete sie ein Jahr später den Verein Perlenschatz e.V.

Der Verein unterhält mit einer dazugehörigen Stiftung eine Zufluchtsstätte für Mädchen und Frauen, die von psychischer, körperlicher oder sexueller Gewalt betroffen oder von Zwangsheirat oder „Ehrenmord“ bedroht sind. Dieses Angebot richtet sich in erster Linie an Frauen aus Einwandererfamilien.

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Yassir Eric (Institutsleiter EIMI) beschrieb in seiner Laudatio zunächst die schwierige Situation vieler Frauen im Mittleren Osten, wie sie aktuell durch die gewaltsam unterdrückten Proteste im Iran ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gelangen. Er würdigte Anette Bauschers unermüdlichen Einsatz für Frauen und Kinder aus Einwandererfamilien, die von häuslicher Gewalt betroffen sind.

In ihrer Dankesrede schilderte Anette Bauscher eindrücklich und bewegend die Notsituation der Frauen, denen der Verein einen Schutzraum und Wege zu einem selbstbestimmten Leben eröffnet. Oftmals befänden sich die Frauen in einem großen inneren Konflikt – selbst nach erlittener Gewalt sei die Verbundenheit und Loyalität zur eigenen Familie enorm stark. Dies – und die Angst um Repressionen bis hin zum „Ehrenmord“, sei auch ein Grund, weshalb viele der Übergriffe nie als Straftaten gemeldet würden und somit die Dunkelziffer enorm hoch sei.

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Auch nach dem oftmals schweren Entschluss, den Start in ein neues Leben zu wagen, gäbe es nicht nur Erfolgsgeschichten. Dennoch habe Bauscher Hoffnung für jede der Frauen und lebe aus dem Vertrauen in Gottes Zusage, dass ein Einsatz für sein Reich, der in Liebe geschehe, nicht vergeblich sei. Perlenschatz habe die Vision, mindestens in jedem Bundesland ein Frauenhaus zu eröffnen. Der Bedarf in Deutschland sei schon vor der großen Flüchtlingsbewegung wesentlich höher gewesen als die zur Verfügung stehenden zirka 7.000 Plätze. Jetzt habe sich die Situation weiter verschärft.

Der Förderverein würdigt mit dem Preis den mutigen, ausdauernden und beziehungsorientierten Einsatz Anette Bauschers. Indem sie ausgegrenzten Frauen auf Augenhöhe begegne, stärke sie somit ihre Würde und eröffne neue Perspektiven.

Den mit 500 Euro dotierten Ludwig-Krapf-Preis verleiht der AWM Förderverein e.V. einmal pro Jahr an Personen, die sich – wie sein Namensgeber – vielseitig, innovativ und kreativ für Gott und Menschen einsetzen.

(Fotos: AWM)

30.11.2022