Absolvierung 2015

Absolvierung 2015

„Wir brauchen eine neue Bildungsbewegung“


Die Akademie für Weltmission baut ihre Angebote für den Erwerb interkultureller Kompetenzen aus und feiert 25-jährige Partnerschaft mit der Columbia International University.

K o r n t a l / 12. Oktober 2015 –  Christliche Bildungseinrichtungen haben die Aufgabe, Menschen in Bewegung zu bringen. Bei der theologischen Ausbildung darf es nicht darum gehen, theoretisches Wissen um seiner selbst willen zu vermitteln. „Bildung muss vom Lehrraum in den Lebensraum, vom Hirn ins Herz und in die Füße. Wir brauchen Bildung des Verstandes und Bildung des Herzens für eine neue Bewegung, die uns und andere verändert: Bewegung hin zu Gott und hin zu den Menschen, mit Respekt, Offenheit und Begeisterung“, sagte der Rektor der Akademie für Weltmission Korntal (AWM), Traugott Hopp bei der Absolvierungsfeier am vergangenen Samstag. Vor dem Hintergrund des Flüchtlingsstroms nach Deutschland sagte Hopp: „Wir brauchen Menschen, die nicht nur gedanklich beweglich sind, um sich auf fremde Kulturen einzulassen. Sie sollten auch räumlich beweglich sein, denn eine Willkommenskultur findet nicht hinter verschlossenen Türen statt.“ Flüchtlinge dürften nicht nur ein Vorgang sein, sondern brauchten echte Begegnung, so Hopp.

Insgesamt 45 Studierende der AWM haben 2015 ein Studium oder eine Ausbildung erfolgreich beendet, 21 wurden im Gemeindezentrum der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal feierlich verabschiedet, darunter ein Doktorand.

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Sie haben Master-Abschlüsse in den Bereichen „Culture and Theology“, „Interkulturelle Leiterschaft“, „Interkulturelle Studien“ sowie „Global Studies“ und „Missiologie“ erworben. Mehr als die Hälfte der Absolventen hat sich zum „Interkulturellen Coach“ oder zum  „Integrationsbegleiter“ ausbilden lassen. Die Frauen und Männer arbeiten bei staatlichen Stellen, Missionsgesellschaften, Gemeindeverbänden oder in sozial-diakonischen Einrichtungen in Sibirien, Thailand, Kenia, Mali, Peru, Zentralasien, Russland, Japan, Spanien, Frankreich, Indien und in Deutschland.


Regionalisierung des AWM-Angebots geplant

Eine zunehmende Unsicherheit in der Bevölkerung gegenüber dem Islam verzeichnet das 2013 von der AWM gegründete Europäische Institut für Migration, Integration und Islamthemen (EIMI). Dessen Leiter Yassir Eric kündigte eine geografische Erweiterung des Bildungsangebots des EIMI an. 2016 soll eine Regionalisierung starten, die es Interessenten möglich machen soll, an bis zu fünf zusätzlichen Standorten in Deutschland die Qualifikation des Integrationsbegleiters zu erreichen. An welchen Orten die Ausbildung stattfinde, stehe noch nicht fest, so Eric. Des Weiteren möchte die AWM nach Auskunft ihres Rektors das Beratungsangebot für christliche Verbände, Pastoren und Gemeindeglieder ausbauen, die ihre interkulturelle Kompetenz stärken wollen, um sich gezielt für Flüchtlinge und Migranten einzusetzen.

Neuer Schwerpunkt: Migranten sollen Migranten erreichen

Einen weiteren Beitrag für das Ziel, tausende von Flüchtlingen zu integrieren, sieht die AWM in der verstärkten Ausbildung von Menschen mit Migrationshintergrund zum Integrationsbegleiter. „Bisher haben wir uns darauf konzentriert, Deutsche als Integrationsbegleiter auszubilden. Sie haben gelernt, Menschen aus fremden Kulturen zu verstehen. Aber Integration ist keine Einbahnstraße. Auch Migranten sollen die Mehrheitsgesellschaft verstehen lernen“, so Eric. „Unser Anliegen ist es, dass Migranten, die in Deutschland längst Fuß gefasst haben, Menschen erreichen, die neu nach Deutschland kommen und ihnen dabei helfen, ihre Rechte wahrzunehmen und ihre Pflichten zu verstehen.“ Sie könnten so zu Brückenbauern zwischen Migranten und Mehrheitsgesellschaft werden.


AWM und CIU: Weites Herz für die Vielfalt der Christenheit

absolvierung_2015_ciupartnerschaft__2_.jpgWährend der Absolvierungsfeier wurden auch 25 Jahre Partnerschaft der AWM mit der Columbia International University (CIU/USA) gefeiert. Der Vertrag ermöglicht es, nordamerikanische akkreditierte Abschlüsse in Deutschland und in deutscher Sprache zu erwerben.

Dazu gehört der Abschluss „Bachelor of Arts“ in Culture and Theology sowie Master- und Promotionsprogramme. 1990 wurde das offizielle Partnerschaftsabkommen unterzeichnet. Vorher mussten Studenten aus Korntal eigens nach Columbia reisen, um dort den Abschluss zu machen. „Die CIU passt sehr gut zu dem, was die AWM ausmacht“, sagte Traugott Hopp. „Beide Institutionen haben ein weites Herz für die Vielfalt der Christenheit, sehen die Bibel als Handlungsorientierung und pflegen eine lebendige Spiritualität. Dazu gehört auch die Überzeugung, dass Gott durch seine Leute den Menschen zugewandt in der Welt handeln will. Diese Werte sind uns gemeinsam wichtig.“

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Dr. James Lanpher, Akademischer Leiter von CIU mit zwei Mitgliedern des CIU Aufsichtsrates: Dr. Jerry Rankin und Pastor James Dixon (v.l.n.r.).

13.10.2015